Mittwoch, 28. Februar 2018

In eisiger Nacht



Vor kurzem habe ich bei einem meiner Lieblings-Bücher-Blogs (lovelybooks) das Buch "In eisiger Nacht" von Tony Parsons gewonnen.  Hier meine Eindrücke dazu:


In der Chinatown von London wird ein LKW mit toten Mädchen aufgefunden. Es handelt sich offensichtlich um den missglückten Versuch, Flüchtlinge aus aller Herren Länder nach England zu schleusen. Die Londoner Polizei  in Gestalt von – insbesondere - Max Wolfe nimmt die Ermittlungen auf, um die Hintermänner zu finden.
Auch wenn die Ausgangslage in diesem Krimi nicht wirklich originell war, lasen sich die ersten Seiten zunächst recht gut.
Doch je weiter die Lektüre fortschritt, desto mehr sank meine Laune.
Da ist zum einen das Ermittlerteam, allen voran Max Wolfe, bei denen einen das Gefühl beschleicht, sie hätten ihr Handwerk nicht gelernt. Es wird in der Gegend herumspekuliert. Auf gut Glück werden Vernehmungen durchgeführt und tatsächlich oftmals nur durch Glück neue Spuren entdeckt. Es werden einfach mal (und mehrfach!) Einsätze im Ausland unternommen, die mehr als unglaubwürdig (und rechtlich fragwürdig) sind. Ein Anfänger bei der Polizei und ein ziviler Informant werden mal eben unvorbereitet in einen Undercovereinsatz geschickt, den beide nicht überleben. Das verleidet einem – zumindest mir -  die Schilderung der Ermittlertätigkeiten sehr. Und die Probabilität verhungert auf offener Strecke.
Auch die Charakterisierung der Ermittler und deren Umfeld fand ich eher nervig. Die Chefin ist verbittert, weil ihr Sohn bei einem Überfall erblindete. Das war mir zu wenig hinterfüttert. Mag sein, dass das in Vorromanen schon Thema war, aber so hingeworfen befriedigt es nicht. Auch die Beziehung der Kollegin zu einem verheirateten Mann (wie furchtbar!) war irgendwie unmotiviert in den Ablauf geworfen. Die Schilderungen des Familienlebens von Max Wolfe blieben auch eher distanziert und kühl. Es scheint so, als hätte Parsons nach Lehrbuch das Privatleben der Ermittler mit einbeziehen wollen, ist daran aber kläglich gescheitert.
Auch die Gefühle von Wolfe zu seiner schwangeren Kollegin finde ich holperig geschildert. Dass ein erwachsener Mann, der in seinem beruflichen und privaten Umfeld als gefestigt und durchaus eloquent geschildert wird, jedes Mal errötet, wenn er mit seiner Kollegin spricht, ist mir wirklich zu teenagermäßig.
Darüber hinaus schielt Parsons anscheinend sehr auf mögliche Verfilmungen. Denn er schildert teilweise sehr plakativ, wie man es oft aus Filmen kennt, irgendwelche Szenen (besonders stark eingeprägt hat sich mir die Szene, wo der böse Campleiter auf einmal aus Frankreich nach England reist und just vor der Polizeistation erscheint, als dort eine Demo wütet, nur im dann völlig sinnfrei und brutal einen Polizisten zusammenzuschlagen – was sollte das???), um einen Schockeffekt o.ä. zu erzielen, ohne das sinnvoll und logisch in die Handlung einzubauen.
Nein, das war weder ein Krimi, bei dem man miträtseln konnte (whodunnit), noch ein spannender Actionreisser, der einen durch die Seiten hecheln lässt. Von vorne bis hinten eine totale Enttäuschung.
Ich kann überhaupt nicht verstehen, wie diese Romane auf einer Bestsellerliste landen können. Aber vielleicht waren die Vorgänger ja besser.