Mittwoch, 14. Januar 2015

Kulturrampe



Die Namensgebung

Der Name erinnert ja ein wenig an „Rudis Resterampe“ (gibt’s die eigentlich noch?), trotzdem hat die Rampe in der Regel nichts mit Ramschverkäufen zu tun.
Vermutlich soll der Name eher andeuten, dass man hier zur Kultur (barrierefrei, deswegen Rampe und nicht Stiege) hingeführt werden soll. Oder/Und dass den Bands eine Rampe zum Start in die Öffentlichkeit geboten wird.
Jedenfalls sind hier des Öfteren Künstler zu Gast, die (mir) recht unbekannt sind und deswegen (?) zu einem relativ geringen Eintrittspreis besichtigt werden können. Das ist aber die einzige Ähnlichkeit mit dem Ramschladen.

Das Ambiente

Bei der Reste… äh, Kulturrampe handelt es sich um einen Veranstaltungsort, der auf dem Gebiet des Großmarkts Krefeld beheimatet ist und sich zwischen griechischen und spanischen Restaurants ein wenig versteckt. Untergebracht ist es in einer nicht umgebauten Lagerhalle (oder was auch immer das gewesen sein mag), wobei der Begriff Halle falsche Assoziationen wecken dürfte. Gefühlt ist der Konzertsaal nicht größer als mein Wohnzimmer und bietet vermutlich nicht mehr als 100 Gästen Platz (großzügig geschätzt). Was mir aber mittlerweile sehr entgegenkommt. Ich kann den großen Hallen oder Stadien nichts mehr abgewinnen und finde die heimelige, sehr persönliche Atmosphäre der kleinen Spielstätten erheblich angenehmer.
Der angegliederte Bistro/Kneipen/Trinkhallenladen, in dem man vor, während oder außerhalb von Darbietungen diverse Getränke und Snacks (ohne Küchenbeteiligung, also wirklich Snacks im Sinne von Snickers1) zu sich nehmen kann, ist eine Mischung aus 70er-Jahre Schülerkneipe, Ostzonen-Szenetreff und heruntergekommenem Bistro. Ist also auch genau mein Ding. Die Wege zum Konzert“saal“ sind zwar nicht überschaubar – da verwinkelt – aber extrem kurz. Die Getränkeversorgung während eines Konzerts dauert daher meist nur die Pause zwischen zwei Liedern, es sei denn man sucht gleichzeitig die – praktischerweise – zwischen Saal und Bistro angesiedelte Keramikabteilung auf.
Logistisch gesehen ist die Rampe daher kaum verbesserungswürdig.
Auch die Nähe zu den oben erwähnten Lokalen führt zur Aufwertung, da man vor einer Veranstaltung prima dort einkehren und sich stärken kann.

Die Kultur

In der Rampe geben sich mindestens einmal die Woche diverse Künstler die Klinke in die Hand. Die Angebote reichen von AC/DC-Coverbands über nordische Punkbands zu folkloristisch angehauchten Songwritern. Manchmal treten auch (fast) reine Wortkünstler auf wie Sascha Gutzeit. Und vor allem viele einheimische (=meint lokale) oder zumindest lokal-nahe Bands.
Obwohl die Bands (zumindest mir) meist recht unbekannt sind, ist es mir dennoch schon passiert, dass ich an der Pforte umsonst Einlass begehrte, weil der Laden ausverkauft war. Will sagen, (mir) unbekannt heißt nicht zwingendermaßen schlecht. Obwohl es auch das natürlich geben kann.
Die bislang von mir besuchten Konzerte waren aber immer ein gelungener Abend, selbst wenn die musikalische Darbietung nicht ganz hochklassig war, einfach weil die Stimmung immer gut ist und selbst bei fehlenden Fertigkeiten am Instrument in der Gruppe immer eine Rampensau dabei war, die diese fehlenden Fertigkeiten auszugleichen wusste.
Was will man mehr!
Auch in Krefeld gibt es lohnende Kultur abseits des Mainstreams.
Ach ja: am Freitag (16.01.2015) bin ich wieder da, um mir Hot'n'Nasty anzusehen. Gerne hinkommen, denn ich bin lernfähig und hab schon Karten im Vorverkauf besorgt, um nicht wieder zu hören „Du musst draußen bleiben!“ ;-)

1: Wobei man angeblich das bei den umliegenden (oder auch weiter entfernt liegenden) Lokalen gekaufte/bestellte Essen sich in die Rampe mitbringen/liefern lassen und dort verspachteln kann.